Vor einer Woche habe ich mir Ubuntu 10.10, welches auf Debian basiert, installiert und bin sehr zufrieden. Vieles funktioniert sofort nach der Installation, manches musste ich aber wie im folgenden beschrieben noch etwas konfigurieren.
Festplatte vorbereiten
Wenn man nicht sofort komplett auf Windows 7 verzichten möchte, gibt es die Möglichkeit Ubuntu parallel zu einem bestehenden Windows einzurichten, vorausgesetzt es ist noch genug Speicherplatz auf der Festplatte vorhanden. Ich habe verschiedene Anleitungen gelesen und zunächst wird empfohlen eine Windows-Rettungs-Disk bereit zu halten – welche glücklicherweise nicht gebraucht wurde. Selbstverständlich sollte auch ein Backup der wichtigen Daten angelegt und auf einer externen Festplatte gespeichert werden. Zunächst wird die Festplatte gründlich defragmentiert und über die Datenträgerverwaltung verkleinert. Dies wird der manuellen Partitionierung z.B. mit einer GParted-Live-CD vorgezogen, da Windows selbst die NTFS-Eigenheiten besser kennt. So ließ sich in meinem Fall die Festplatte ungefähr halbieren und Windows startete anschließend auch problemlos.
Ubuntu installieren
Nach dem Herunterladen und Brennen der Installations- CD wird über die manuelle Partitionierung “(advanced)” der zuzvor vorbereitete, freie Speicherplatz für eine kleine Swap-Partition, z.B. 5 GB und der Rest für die root-Partition (ext4, Mountpoint /) verwendet. Dann die root-Partition auswählen und den Button zur “Installation starten” klicken. Das eingegebene Benutzerkennwort wird auch später immer für root-Aktionen in Kombination mit sudo verwendet, da in Ubuntu der root-Benutzer standardmäßig deaktiviert ist.
Updates installieren
Nach erfolgreicher Installation und Login können nun die neuesten Updates installiert werden. Dazu unter System > Systemverwaltung > Aktualisierungsverwaltung den Anweisungen folgen. Bekommt man einen neuen Kernel, so wächst auch das GRUB-Bootmenü stetig an. Anstatt hier die Einträge auszukommentieren ist es einfacher die überflüssigen Kernel zu deinstallieren.
die ersten Pakete installieren
Wenn eine Funktion oder Programm vermisst wird lohnt immer ein Blick unter Anwendungen > Ubuntu Software-Center oder System > Systemverwaltung > Synaptic-Paketverwaltung. So installiere ich mir meinen Lieblingseditor vim und nmap. Ein kurzer Scan zeigt, dass auf dem neuen System keine offenen Ports existieren:
sudo nmap -P0 -F –open 192.168.1.0/24
User-Login umbenennen
Falls man es wie ich geschafft hat bei der Installation einen falschen User-Login zu erstellen oder diesen einfach umbenennen möchte: mit Hilfe von usermod und groupmod ist dies einfach möglich. Anschließend noch die Datei ~/.gtk-bookmarks anpassen, da sonst unter “Orte” alle Favoriten-Ordner verwunden sind. Auch lassen sich in dieser Datei eigene Verknüpfungen definieren.
Firefox und Thunderbird migrieren
Die Profile von Firefox und Thunderbird lassen sich samt installierter Plugins, Passwörter usw. komplett übernehmen. Da die Windows NTFS Festplatte unter “Orte” mit einem Klick direkt mit schreibendem Zugriff gemountet wird, lassen sich die Profile direkt kopieren. Wenn man beides Portable verwendet hat folgt man dieser Anleitung um die Profile zu migrieren. Das jeweilige Profilverzeichnis in Ubuntu wird komplett gelöscht und mit den alten Inhalten befüllt:
cd .mozilla/firefox/ bzw. .thunderbird/
rm -rf profilname123anpassen.default/*
cp -a ~/backup/altes-profil/* profilname123anpassen.default/
Flash-Bug
Leider gibt es ein Problem mit Flash-Videos im Vollbildmodus. Das Bild stoppt oder flackert, während der Ton weiter läuft. Der GPU-Beschleunigungs-Spuk hat ein Ende, wenn die Datei /etc/adobe/mms.cfg (Verzeichnis vorher erstellen) und mit folgendem Inhalt angelegt wird:
OverrideGPUValidation=true
“Look and Feel”
Wem die Schriftarten allgemein auch zu groß erscheinen, können diese unter System > Einstellungen > Erscheinungsbild > Schriftarten jeweils um 1 reduziert werden. Unter Visuelle Effekte kann man auf Wunsch die höchste Einstellung wählen.
Die Reihenfolge der Fensterknöpfe lässt sich an die von Windows gewohnte Ansicht anpassen. Dazu über Alt+F2 den gconf-editor starten. Unter /apps/metacity/general/button_layout lässt sich nun die gewünschte Reihenfolge eintragen, z.B.:
:minimize,maximize,close
Die Systemtöne wie auch die Startmelodie bringt man zum Schweigen, wenn unter System > Einstellungen > Klang unter Klangthema keine Klänge ausgewählt werden.
Ein Mac-ähnliche Programme-Dock-Leiste erhält man indem das Paket avant-window-navigator installiert wird. Zur dauerhaften Verwendung in den Einstellungen noch “Awn automatisch starten” makieren und ggf. das untere Panel per Rechtsklick löschen. Fehlende Funktionen werden nun dem neuen Dock oder dem oberen Panel hinzugefügt.
“pinp my Nautilus”
Nautilus ist der verwendete Dateibrowser, für den es viele Erweiterungen gibt. Nützlich finde ich:
nautilus-open-terminal: öffnet das Konsolen-Fenster im aktuellen Verzeichnis. Nach der Installation den Prozess Neustarten über:
nautilus -q
nautilus-script-collection-svn: integriert SVN in das Rechtsklick-Menü. Nach der Installation die Script-Erweiterungen aktivieren:
nautilus-script-manager enable Subversion
Fazit
Ich bin sehr begeistert von Ubuntu und den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten. Es gibt immer etwas was verändert werden kann, ohne das tiefe Eingriffe in das System oder gar Kommerzielle Programme nötig wären. Besonders hat mich die Integration von gängigen Chat-Diensten und sozialer Anwendungen wie last.fm ohne Zusatzprogrammen überrascht.
Ubuntu 10.10 Installations-Guide
Wiki und Forum rund um Ubuntu
Update vom 23.01.2012: Um die System-Schriftgröße und Schriftarten unter Ubuntu 11.10 zu ändern ist das Programm “gnome-tweak-tool” nötig.
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